Die kleine Welt des Herrn Mitkartoffel - 24. August 2006

 


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24. August 2006 - Von Essenern, dem Kicker und hohen Häusern

Zufälle gibt's im Leben. Und meine hängen - wie sollte es anders sein - sehr stark mit dem Fortuna-Spielplan zusammen. Vor zwei Jahren hatte ich mal mit Sven ausgemacht, ihn bei seinem Praktikum in Hamburg zu besuchen. Als entsprechender Termin fest verankert und verdrahtet auf dem Grund des Hafens lag, wurde der neue Spielplan veröffentlicht und siehe da - die Fortuna spielte an besagtem Wochenende beim FC St. Pauli. Zwei Jahre später nun eine ähnliche Begebenheit. Auch dieses Jahr hatte ich mir als Pro-Gamer (ist auf dieser Homepage noch gar nichts von zu sehen, was? Wird sich aber ändern...) vorgenommen, auf die Games Convention nach Leipzig zu fahren. Und auch hier spielte mir der Spielplan in meine Pläne. Fortuna sollte an diesem Wochenende in Dresden spielen, was ja letztendlich nur einen Rotkäppchen-Sekt von Leipzig entfernt liegt. Also, gesagt gesägt, getan getät, durch die gütliche Mithilfe meines Sponsors (eine Dritte, die ich gut kenne) sollte es diesmal also der Zug bzw. die urdeutsche Bahn sein, die mich dorthin verfrachtet. Mitstreiter fanden sich aufgrund des für Arbeitnehmer (die mit ihrem Traum vom schnell reich werden) ungünstig gelegenen Termins leider nicht. Na gut, dann eben ohne Gitarre...


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Es geht los. Noch ist der Held unserer kleinen Geschichte fröhlich.

Das Sommer-Special der Bahn ist ne schöne Sache. Man hat nämlich das Gefühl, einen angemessenen Preis für die erbrachte Leistung zu zahlen. 29 EURO für ne Fahrt nach Leipzig, das ist fair. Hin ging es leider "nur" im IC. Der ICE war schon ausgebucht. Reserviert hatte ich mir auch ein lauschiges Plätzchen am Fenster, konnte ja eigentlich nix schief gehen. Hmmja, den Faktor Nebenplatz hatte ich leider nicht bedacht bei meinem grundlosen Optimismus. Mein letztes Mal Zug fahren ist ewig her, ich war also erstaunt, dass die Reservierungen inzwischen digital über den Plätzen in die Verkleidung geritzt sind. Auf jeden Fall stand da: Düsseldorf - Leipzig, einmal volles Programm und Essen - Leipzig. Schock! Ein Essener die ganze Fahrt bis Leipzig neben mir. Ach Du, ...K...! Vielleicht an dieser Stelle ein kleiner Exkurs:



Der Essener ist evolutionsgeschichtlich irgendwo zwischen Ursuppe und Pantoffeltierchen zu finden. Auf einer Stufe mit dem Kölner und dem Wuppertaler (die Untergattung Velberter ist so gut wie ausgerottet) ernährt er sich parasitös von Dingen, die andere nicht mal ins Klo werfen würden. Überzeugt davon, dass seine Stadt Nabel der Welt (für ihn der Ruhrpott) ist, neigt er zu fehlender Intelligenz, Gewaltbereitschaft (Vorzugsemotion) und Körpergeruch. Weniger wissenschaftlichund eher creationistisch gesprochen: bei der Verteilung der Gehirne anno dazumals wurde er vom Schöpfer, nennen wir ihn mal Gott, vielleicht aber auch Mohammed, He-Man oder Spongebob Schwammkopf, einfach übergangen: "Hirn is' aus, Liebchen!", sprach er/sie/es mit verrauchter Stimme (so viel zum 7. Tag). Tja, das Resultat ist traurig und nicht wohlriechend. Mitunter auch gefährlich.




Ja, hurra, ein Essener, das sah nicht gut aus. Genau wie dieser Papierkorb links neben meinem Platz. Beine nach links bewegen ist da nämlich nicht. Könnte eine enge Angelegenheit werden. Vor mir machte sich an diesen gemütlich ausschauenden Vierer-Tischen eine englische Familie breit und fragte mich, was dieses "bahn-comfort" anstelle der Reservierungen hieße. Als Bahnreisen-Entdecker für mich natürlich absolutes Neuland, erklärte man uns, dass jene Plätze frei seien. Gut zu wissen, vielleicht wäre ein "frei" anstelle von "bahn-comfort" aber etwas klarer, liebe Bahn. Nur so als Tipp! Naja.., panisch zählte ich also die Minuten bis Essen. Dann der Halt, sofort Kicker rausgeholt und SEHR versunken getan getätet. Jetzt muss man dazu sagen, dass der Zug zu diesem Zeitpunkt alles andere als voll war. Mr. "Ich-komm-aus-Essen-bitte-rotte-mich-und-meine-Sippschaft-aus" ist also da. Grob geschätzt 5-8 Jahre jünger, ordentlicher Körperunfang, auch wenn er seine Hausaufgaben nicht so gut gemacht hat wie ich, aber er hat ja noch ein paar Jahre Zeit. Ich natürlich immer noch immer im Thomas Doll-Interview im Kicker kurzzeitig in eine Paralleldimension abgetaucht. Nach ner geschätzten Minute (ehrlich!) hat er das Schild dann verstanden (ist ja auch nicht ganz einfach mit den Reservierungen). Er gehört neben mich, yikes! Mir war natürlich sofort klar, "bahn-comfort" für die nächsten 5 Stunden ist platztechnisch nicht möglich. Jetzt sollte man meinen, er ist schlau. Erkennt, der Platz gegenüber ist bis Hannover frei. Kostbare Freiheit für uns beide. Verdammte Scheiße, praktisch alle Plätze sind frei, setz' dich gefälligst erst später hierhin, das hat doch keinen Sinn! Nein, nein, NEIN! Er sitzt neben mir. Kurzzeitig leiden wir beide an Sauerstoffmangel, daraufhin ein unforced-error meines Hirns, kein Scherz, ohne ersichtlichen Grund (vielleicht hat es einen Re-Start wegen des Sauerstoffmangels gegeben und es setzte beim letzten Gespräch mit der englischen Familie ein)...wo war ich? Achja, jedenfalls ohne ersichtlichen Grund redete ich auf englisch (!!) mit ihm. Faselte was von ner "bastard-box" links bei meinem Knie, "not so much space" und "alternative seats". Seiner vermutlich deutschen Muttersprache schon wohl nur wenig mächtig, verstand er natürlich nur BAHNHOF (BUAHAHAHAHAHAHAHAH! Danke, danke, ihr dürft euch wieder setzen). Resuldaad: Er blieb sitzen, schob sich nen Ohrstöbsel in selbiges und es schien ihn nicht zu interessieren. Schöner Mist!


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Thorsten (25), spaziert gerne in Sonnenuntergänge rein, liest nicht,
schwimmt nicht, reitet nicht. Stubenrein, braucht gelegentlich eine
Portion Fußball.



Ok. Eine Lösung musste her (Mordanschlag scheidet hier wohl aus. Wie steht's denn mit Euch? Habt Ihr gut kombiniert?). Also fasste ich einen Plan. Ich hatte mitgekommen, dass die junge Dame am Vierer-Tische gegenüber den Engländern in Dortmund den Zug verlässt. Und richtig, zehn Minuten vor Athen konte ich durch Zufall.......na jedenfalls tat sie das zu tun gedachtete dann auch tuen tun. Der "bahn-comfort" stand also für den Bruchteil des Aus- und Einsteigens der Leute zur Verfügung. Jetzt hiess es schnell handeln. Ich nahm meine mit Gedönz, pfefferte (und salzte) sie auf den Sitz vor mir, rief dem Drecksessener zu: "Verpiss Dich, Du Arsch!" und sprang (Vorsicht, Dramatisierung der Gesamtsituation!) über die Sitzlehne auf den Platz vor mir. Essen-Depp, über meine deutschen Verbalisierungen gänzlich geschockt, verweilte mit einem fischartigen Gesichtsausdruck, was ihn nicht ansehnlicher oder gar intelligenter erscheinen ließ.

Das Gute hatte gesiegt. Ich hatte meinen Platz und sogar einen Tisch für meine Legos. Nee, aber für meine Getränke und den Donnerstags-Kicker. Die Fahrt an sich verlief dann recht abwechselungsarm, so dass ich den Kicker dann doch in relativ kurzer Zeit durch hatte, und ich hab' wirklich jeden Artikel gelesen. Exkurs:



Kicker-Lesen ist nichts für den einfachen Mann von der Straße. Nur ein geübter Leser kann dieses Magazin in seiner Ganzheit korrekt erfassen. Hier meine Methode, den Kicker zu lesen:

Montags-Kicker:
Das Vorwort lese ich nie, dafür den kompletten bunten Teil auf Hochglanzpapier bis zum Zeitungspapier-Teil. Da wird's dann kompliziert: Die Tabelle und Statistik zum letzten Spieltag wird überflogen, dann kommen die Spielberichte. Hier sind die Noten mit den Noten der Spieler aus der Kicker-Managerelf abzugleichen. Beim Spielbericht wird die Statistik nur überflogen, Personal und Spielverlauf nicht gelesen, wohl aber der Spieler des Spiels. ALLE Artikel zu jedem Bundesligaspiel sind zu lesen! Ausnahmslos! Danach kommt der Gesamtnotendurchschnitt - überblättern! Manchmal Frauenfußball - diese Artikel DÜRFEN NICHT gelsen werden. Dann internationaler Fußball. England, Italien, Spanien, diese Artikel und die Statistik (seit dieser Saison mit Noten) werden gelesen, kleinere Länder auch Frankreich werden ignoriert! Die internationalen Tabellen ebenso. Es folgen die Kolummnen. Wenn Karl-Heinz Heimann oder der unvermeidliche Rainer Holzschuh den Scheinwerfer drehen, gilt es den zweiten Absatz zu überspringen. Er handelt meist nicht von Fußball. Die Artikel und Noten der zweiten Liga werden nur überflogen. In Artikel über Lautern oder Duisburg wird nach der Erwähnung von Bellinghausen respektive Georg Koch geschaut. Ansonsten schnell zur Regionalliga Nord. Erst einmal aufregen über die falschen Fettdrucke bei Fortuna und fehlende Spieler in der Elf des Spieltages. Alle Spielberichte werden gelesen! Dann folgt die Regionalliga Süd, hier wird nur auszugsweise gelesen. Dies gilt auch für die Oberliga Westfalen (Hat Frank Mayer ein Tor für Münster geschossen?), die Statistik der Oberliga Nordrhein wird komplett gelesen (Wie haben Tytartschuk, Jörres, Katemann, Rentmeister, Sesterhenn, Sankharé, Steegmann und weitere Ex-Fortunen gespielt?). Die anderen Oberliga-Tabellen werden ignoriert (Ausnahme: Wie hat Burdissa Bautzen gespielt?). Seit dem Abstieg von Fortunas A-Jugend von vor zwei Jahren wird auch die A-Jugend-Statistik ignoriert. Die folgenden Seiten enthalten Berichte über Eishockey, Formel 1 etc. Werden natürlich ignoriert. Der Zeitungsteil ist vorbei und es folgt Teil Zwei auf Hochglanzpapier. Hier werden die restlichen Fußball-Artikel nach Interessenslage ausgewählt, Leserbriefe komplett gelsen und der Stellenmarkt nach lustigen Anzeigen durchsucht. Die restlichen Nicht-Fussball-Artikel werden überblättert. Das TV-Programm am Ende nach nicht bekannten Fußballsendungen überprüft, das neue Interview gelesen, der Comedy-Part nicht. Danach geht der Kicker ins Altpapier.

Donnerstags-Kicker:
Der Donnerstags-Kicker funktioniert praktisch wie der Montags-Kicker mit weggelassenem Hochglanz-Part. Die Kolummnen fallen ebenso weg. Spielberichte, so fern vorhanden, werden wie im Montags-Kicker behandelt, Ausnahme: Länderspielberichte werden vollständig gelesen. Das "Was macht eigentlich...?"-Interview am Schluss wird nur gelesen, wenn man den Spieler/Trainer/Funktionär kennt.

So, mit diesen praktischen Tipps sollten auch Neulinge mit solch einem komplexen Werk wie dem Kicker-Sportmagazin keine Probleme mehr haben!



Vielleicht schweife ich etwas ab. Ich wollte so kurz und bündig erklären, dass ich diesmal auch alle Zweitliga und Nicht-Fußballartikel gelesen hatte. Zum Glück hatte ich ausreichend Lesematerial dabei und die Zeit ging dann doch ganz gut rum. So nach 4 Stunden Lesen wird das dann aber auch recht einseitig (ein versteckter Wortwitz an dieser Stelle). Leider war ich da schon im Osten und da will man ja nü eha nüscht äußem Fenzda güggn.


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Schachtelhalm! Schachtelhalm!


Insgesamt hatte ich nur von Braunschweig bis Hannover mal vollen Tisch. Auf meinen Platz neben Essen-Arsch habe ich immer ganze ecklige Kerls verwiesen - ein Spaß! Kurz nach 17h war ich dann doch tatsächlich in Leipzig angekommen. Den Weg von Bahnhof zu Arthurs Bude meinte ich noch im Kopf zu haben, wie dereinst den Weg zum Maredo mit Andy, was letztes Jahr im Fiasko endete. Den Weg hab' ich dann auch wirklich gefunden, nur die Strecke hatte ich irgendwie kürzer im Gedächtnis. Ach, und Andy: Schau, wo ich auf dem Weg zu Arthur vorbeigekommen bin:


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Das 2005 von Andy und mir nicht gefundene El-Dorado!

Einige wissen es, andere vielleicht nicht. Arthurs Wohnung liegt in etwa in der 30zigsten Etage eines 30 Etagen-Altbaus ohne Aufzug. Die Lage ist super, die Höhe für Leute, bei denen Kondition ein rares Gut ist, eher nicht. Aber ich hab's geschafft, konnte mir aber nicht vorstellen die fünf Etagen nachher mit Essen nochmal hochzugehen. Musste ich aber, also nach kurzem "Frischmachen" inne City und Zuabendgegesst. Die Speisekarte sah Döner vor, vor hab' ich noch Simon Gosejohann gesehen, falls den jemand kennt, war aber privat da und hat wohl keine Quatsch mit Leuten gemacht. Ne Dönerbude hab' ich dann auch gefunden. Der Döner war leider nix, aber was soll's. Spannendes ist nicht mehr passiert, also ab inne Kiste, denn morgen sollte es ja auf die Weltausstellung gehen.




28.08.2006
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