Die kleine Welt des Herrn Mitkartoffel - 23.05.09 Werder Bremen II (H)
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23.05.09, 38. Spieltag: Fortuna Düsseldorf - SV Werder Bremen II 1:0 (1:0)

(ein letztes Mal) LTU arena, Düsseldorf, 50.095 Zuschauer (AUSVERKAUFT)

STARRING: Andy, Stephan & Tobi

GUEST STARS: Meine Mama und ganz Düsseldorf

SITZFARBE: Zweitligarot

BEER OF CHOICE: Viele

CHEF DES LENKRADES: Ja klar, mit dem Auto zum wichtigsten Spiel der letzten zehn Jahre...

Sportschau-Bericht
Hinspiel-Bericht: SV Werder Bremen II - Fortuna Düsseldorf 2:0
Spielbericht: Fortuna Düsseldorf - SV Werder Bremen II 1:0
Erlebnisbericht: "Das Finale"
Der offizielle Stadionwurst-Test - Folge 85
Das Tagebuch des Scheiterns - Folge 58: "Bierspritzer"
Das Tagebuch des Scheiterns - Folge 59: "Deeskalationsmaßnahmen"
Kommentar-Box

Na endlich! Das hat aber gedauert! Das wichtigste Fortuna-Spiel der letzten 10 Jahre und es dauert über einen Monat, bis der Bericht erscheint. PREMIERE heißt inzwischen Sky, die LTU arena jetzt Esprit arena und Michael Jackson ist tot. So lange gefeiert (also wir, nicht er)? Nein, eher fehlten Zeit (wer hätte es gedacht?), Drive und Muse. Unglaublich! Vor 50.000 Zuschauern schafft die Fortuna die phänomenal umjubelte Rückkehr in die zweite Liga. EHENDELICH! Was für ein Herzschlagfinale! Wieviel Emotion! Die letzten Wochen waren wirklich kein Suckerschlecken gewesen. Braunschweig - Jena - Aalen - Bremen. Das waren Nervenkämpfe, Erhohlung brauchte man vom Wochenende. Und so viel Emotion. Mehr als Superlative gibt die deutsche Sprache nicht her und doch reichen sie nur wenig aus. Die Spiele in Braunschweig und Aalen sowie das Finale gegen Bremen werden auf ewig in meinem Fanherzen gespeichert sein. Für genau diese Momente liebt man diesen Sport - auf genau diese Momente hofft man monate- bis jahrelang.
Eine Saison auf der Achterbahn (wieder einmal) ist vorüber. Der Aufstieg wurde geschafft. Nicht souverän, mit ein bisschen Glück, aber verdient, weil die Mannschaft in den letzten Spielen den absoluten Willen (zusammen mit den Fans) in Erfolge umgemünzt hat. Da war viel Zittern und Bangen - auch die Spieler waren nervös, doch auf der Zielgeraden eine verschworene einheit (siehe Jubelarien in Aalen) und nur darauf kam es am Ende an. Defizite gab es einige, verstärken müssen wir uns auch (klappt ja brilliant bisher...), keine Frage. Aber der erste, wichtige Schritt ist getan. Fortuna Düsseldorf ist wieder präsent im deutschen Profifußball. Als dies das letzte Mal der Fall war, habe ich gerade mein Abitur gemacht...
Natürlich ist die Zukunft jetzt nicht rosarot. Den Verein drücken immer noch Schulden in Millionenhöhe, Düsseldorfer Unternehmen scheren sich einen Dreck um die Fortuna. Die Posse um Jammer hat bisher viel Zeit und Image gekostet - fraglich, ob daraus noch etwas Gutes entstehen wird. Immerhin ging der Kelch Matthäus an uns vorüber.
Ich lade Euch nun also noch einmal ein auf eine letzte Reise mit Blick zurück auf das Erlebte. Eine letzte Reise, jawohl. Einigen habe ich es ja schon verkündet (oder sollte ich sagen vorgejammert). In dieser Form werde ich diese Website nicht mehr weiterführen. Der zeitliche Aufwand steht leider im krassen Missverhältnis zu meiner verfügbaren Freizeit. Das Schreiben der Berichte macht mir zwar nach wie vor sehr viel Freude, der Aufwand ist aber leider einfach zu groß und nimmt zu viel Zeit meiner inzwischen raren Freizeit in Anspruch. Was waren das noch für Zeten als Student! Aber nicht verzagen! Zum einen gibt es natürlich fortan jedes Spiel der Fortuna live bei Premiere zu sehen. Zum anderen prüfe ich, ob vielleicht ein anderes Format mit weniger Zeitaufwand für das Drumherum die richtige Lösung wäre. Ich will aber nichts versprechen und glaube auch nicht, dass ich es bis Saisonbeginn schaffe. Aber haltet Augen und Ohren bereit. Herr Mitkartoffel kehrt vielleicht irgendwie zurück. Wer weiß, wer weiß...
Bis dahin wollen wir uns aber doch noch ein letztes Mal zusammen amüsieren. Und mal ehrlich: Was gibt es für einen besseren Moment, diese Seite zu beenden, als mit dem Aufstieg in die zweite Liga? Na gut, ein paar sportlich höhere Ziele gibt es sicherlich noch, doch bis zum Champions League Sieg 2012 wollte ich jetzt echt nicht mehr warten...





Eingewechselt: 70. Kadah (4) für Lambertz, 82. Cebe (-) für Lawarée, 86. Sieger (-) für Heidinger - 63. Terstroet (4,5) für Feldhahn, 79. Menga (-) für Perthel - Reservebank: Ratajczak (TW), Palikuca, Hampel, Gaus, Kastrati - Gerde (TW), Holsing, Bargfrede, Granskov-Hansen, Ronneburg.
Tore: 1:0 Christ (12., Rechtsschuss, ohne Vorarbeit)
Chancen: Genug:Zu Wenige - Ecken: Ein paar:Ein paar weniger - SR: Steinhaus (Hannover), Note 3, hatte alles im Griff, nach Foul an Lawarée hätte man durchaus Elfmeter pfeifen können, afür pfiff sie aber nach 33 Sekunden Nachspielzeit ab, mehr als ausgeglichen somit - Zuschauer: 50095 - Gelbe Karten: Christ, Jovanovic - Ikeng, D. Schmidt, Schiller.
Spielnote: 4,5, Hand aufs Herz, ein tolles Fußballspiel war es nicht, aber natürlich mächtig spannend und wundervoll am Schluss.

Spieler des Spiels:
Marco Christ



So schreibt man Vereinsgeschichte. Ich werde meinen Kindern (??) - sehr zu deren Leidwesen - noch von diesem Tor erzählen.


Einzelkritik:


Michael Melka - Note 3:
Nun ja, hat sicherlich schon härtere Nachmittage gehabt. War mehr Zuschauer als Spieler heute.

Kai Schwertfeger - Note 3:
Im Zweikampf ist der Junge echt ne Wucht. So abgeklärt, Respekt! Nur für der offensive Teil kam zu kurz, tendiert mehr zur Mitte.

Hamza Cakir - Note 2:
Für die hochgelobten Werder-Bubis war bei ihm Endstationen. Ließ sich nicht von der Nervosität auf den Rängen anstecken und räumte souverän ab.

Jens Langeneke - Note 2:
War eigentlich gar nicht spielfähig. Will nicht wissen, was er alles an Medikamenten zu sich genommen hatte und was dieser Cocktail zusammen mit dem sicherlich konsumierten Alkohol für ein Delirium bei ihm verursacht haben dürfte. Die Partie war aber so souverän wie von Nebenmann Cakir.

Fabian Hergesell - Note 4:
Defensiv nicht immer sicher mit einigen Fehlern, offensiv im Auswärtsspiel-Modus.

Claus Costa - Note 3,5:
Es wirkt leider nie souverän, was er macht. Gewann aber den Großteil seiner Zweikämpfe, brachte die Bälle nur nicht immer an den Mann.

Andreas Lambertz - Note 3:
Ähnlich wie Langeneke eigentlich nur bedingt spielfähig, ackerte er, so lange die Kräfte hielten. Der Wille war definitiv erkennbar, die großen Momente fehlten aber.

Marco Christ - Note 2:
Den lieferte wie so oft in den letzten Wochen Marco Christ. Gewollt war das Tor nicht, aber seine kuriose - und hier passt der Ausdruck wirklich - Bogenlampe beförderte Fortuna in Liga 2. Eine ganze Saison in einem Tor zusammengefasst. Nicht hübsch, nicht souverän, aber irgendwie total geil.

Sebastian Heidinger - Note 4:
Unglaubliche Chance nach 10 Sekunden frei vorm Torwart konnte er leider nicht vollstrecken. Danach zwar fleißig, aber mit wenig gelungenen Momenten.

Axel Lawarée - Note 5:
Hatte in der Anfangsphase einige gute Szenen, die er aber kläglich vergab. Später dann untergetaucht.

Ranisav Jovanovic - Note 3,5:
Starker Beginn, spielerisch wie immer klug, hatte ebenfalls zwei gute Möglichkeiten. Über weite Strecken der zweiten Hälfte aber nicht zu sehen.

Deniz Kadah - Note 4:
Kam für den entkräfteten Lambertz. Konnte dem Spiel aber nicht so viele Impulse geben wie in Aalen.

Ahmet Cebe - Note - :
Wer hätte gedacht, dass dies seine Abschiedsvorstellung sein sollte? Kurz vor Schluss eingewechselt sicherte er einige Bälle durch Dribblings und präsentierte sich etwas mutiger als seine Kollegen.

Stephan Sieger - Note - :
Sein Auftrag bei der Einwechslung war klar: Ergebnis sichern. Hat er doch gut hinbekommen.


Fazit: Verdienter, wenn auch knapper Erfolg der Fortuna, die Bremen II einfach praktisch keine Chancen gestattete und selbst das nötige Glück beim Treffer hatte.


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Ein letztes Mal also Dritte Liga. Ein letztes Mal Bericht. Natürlich weiß man so etwas vor dem Spiel nicht. Und da wir Fußballfans abergläubig sind, versuchen wir uns auch möglich nicht, vorher auszumalen, wie es wäre, wenn Fortuna in den Profifussball zurückkehren würde. Aber man denkt ja doch nach. Freut sich darauf, dass die "das feiert vier Jahre Party, weil es mal ein Tor gegen die große Fortuna erzielt hat"-Zeiten endlich vorbei sind. Und dass vielleicht auch nicht jeder Gegner in Düsseldorf so aufläuft, als ginge es zu den Bayern. Alle Spiele live auf Sky zu verdammt seltsamen Anstoßzeiten. Aber wer wird meckern? Seit FIFA 97 (!!!) wird Fortuna endlich mal wieder in einem Fußball-Videospiel auftauchen. Wahnsinn! Lange hat es gedauert und am Morgen dieses Samstages konnte man nur hoffen und träumen, dass es auch wirklich so kommen würde.



Morgens Halb Zehn in Deutschland, den Hammer hinlegen...

Doch nicht nur ich, sondern eine ganze Stadt glaubte dran. Nach unserer Rückkehr aus Aalen war uns sofort klar, dass wir uns - wollten wir einigermaßen gute Tickets besorgen - schnell um Karten für die Partie am letzten Spieltag gegen "Angstgegner" Werder Bremen II kümmern sollten. Ein "das wird nie ausverkauft" und "ruhig Blut" in diesem Falle nicht angebracht. So rauften wir also die Jungs zusammen; außerdem wollte sich auch meine Mutter diesen Spaß nicht entgehen lassen. Ihr Freund Rainer hatte leider Dienst in der KLinik, so dass für ihn nur die bittere Pille der Live-Konferenz blieb. Martin hingegen traf es noch schlimmer: Er hatte Urlaub. Und diesen - gelinde gesagt - schlecht terminiert. Konnte ja keiner ahnen, dass sich das alles am letzten Tag entscheiden würde!



Bald kehrt mehr Esprit ein...

Sonntag Abend wurden also die Karten bestellt, in diesem Falle beste Plätze rechts von der Mittellinie. Schließlich will man solche Momente nicht hinter dem Tornetz verbringen. Ein weiser Entschluss, wie sich sehr schnell zeigte. Denn Montag ging es los, die Leute stürmten der Fortuna die Bude ein! Zaghafte Prognosen wurden gegeben, dass es wohl doch etwas mehr als die erhofften 30.000 Zuschauer werden könnten. Der Online-Shop brach zusammen und ich will nicht wissen, wie viele Extraschichten Melanie & Co. schieben mussten. Bald wurde vorsichtig vermeldet, dass ja tatsächlich alle Karten im Vorverkauf über den Tisch gehen könnten - am Mittwoch Gewissheit. Zum ersten Mal seit 1995 (Pokal gegen Bayern) meldete die Fortuna ein ausverkauftes Haus. Für ein Heimspiel gegen Bremen II in der Dritten Liga! Neuer, einsamer und vielleicht ewiger deutscher Rekord! Wir sind Fortuna Düsseldorf, wir können alles!



Und? Seid Ihr alle da? JAAAAAAAAA!!!

Petrus, landläufig ja angeblich für das Wetter verantwortlich - meinte es gut mit uns. Denn nachdem ich morgens gegen 6:00 (ja, ich woillte sicher länger schlafen) eine kurze Nacht für beendet erklärte, zeigte der Blick aus dem Fenster, dass unser Wetter Direktor, dass auch er heute großes vorhatte. Strahlender Sonnenschein, geht es besser? Natürlich hatten wir uns für morgens um 10h im Füchschen verabredet, um die Nervosität mit Alkohol zu bekämpfen. Meine Mutter und ich wurden von Rainer gebracht und unglaublich diese Stadt: Keine Ahnung, woher und wieso, aber so viele Fortuna-Fahnen, die aus Fenstern hiengen, habe ich in meinem Leben noch nie erlebt. Menschen in Fortuna-Trikots auf dem Weg zum Bäcker. Eine Stadt hatte ein Ziel: Aufsteigen! Raus aus dem Siechtum der Dritten Liga. Heute würde es passieren - und obwohl wir alle ängstlich und nervös waren, irgendwie wussten wir es alle. Wir schaffen es!



Bedarf keines weiteren Kommentars!

Mein Moment der Erkenntnis, wie man so etwas pathetischerweise immer nennt, ereignete sich in Braunschweig. Das 5:5 war das Schlüsselspiel schlechthin. Zum allerersten Mal hat man dort gespürt, dass jeder Einzelne - vom Torwart bis zum Zeugwart - bei der Fortuna aufsteigen will. Die kollektive Freude und die kollektive Trauer dort - in gnadenlosen und legendären 90 Minuten komprimiert - haben alle auf das eine große Ziel zusammengeschweißt. Das hat man am Torjubel und an der Trauer an diesem Tag gesehen. Darum war ich auch nach dem Spiel nicht niedergeschlagen und tat den Anderen kund, dass ich glaubte, den Knackpunkt erlebt zu haben. Ich sollte recht behalten. Jena war die wichtige und schwierige Pflicht - Aalen die Wegbereitung und fast genau so wichtig wie Braunschweig. Ebenfalls legendäre Momente, ganz klar! Bremen II würde schwer werden, aber nicht unmöglich. Im Gegenteil. Letztes Jahr, als wir nach Erfurt fuhren, habe ich gehofft, dass es klappen würde, es fühlte sich aber nie greifbar an. Entsprechend gering war damals auch meine Enttäuschung gewesen. Wenn es gegen Bremen II schief gegangen wäre. Oh Gott! Ich will echt nicht dran denken!



Wie 1979 gegen Barcelona

Nach kurzen von Nervosität geprägten Gesprächen machten wir uns gen Arena auf. Draußen vorm Füchschen, wo sich ein beachtlicher Mob Fortunen eingefunden hatte, trafen wir noch Tobis Vater und Geschwister sowie Renegade und Konsorten. Tobis Vater begleitete und dann auch bei unserer Taxifahrt. Auf dem Weg zum Taxistand lief uns dann noch mein Arbeitskollege Edvin über den Weg, um uns ebenfalls viel Glück zu wünschen. Obwohl wir wirklich früh losgefahren waren, gab es doch einen beachtlichen Rückstau vor der Arena, so dass wir schon kurz hinter dem Kongresscenter der Messe unsere Beine gebrauchten. Eine Meute Fortunen - viele mit Drahteseln bewaffnet - strömte zum letzten Spiel der LTU arena, die seit dem 1. Juli nun den akzeptablen Namen Esprit arena hat. Bei unserem Weg vom Rhein runter zum Stadion sahen wir auch den Bus der Bremer Bubis. Deren Gesichter verrieten, dass auch Ihnen bewusst war, heute ein etwas anderes Spiel als gewöhnlich zu erleben.



Da kann man gar nicht genug von sehen.

Der Einlass dauerte dann auch nochmals ewig. Tobi hinterlegte an der Servicekasse kurz eine Eintrittskarte für einen Kumppel aus Trier, der uns begleitete, es aber nicht ganz pünktlich schaffte. Wirklich sehr ausgelassene Stimmung draußen vor dem Stadion. Trotzdem waren die Ordnungskräfte dem Andrang nicht gewachsen und es dauerte alles viel zu lange. Dank unseres großzügigen Zeitpuffers waren wir aber mehr als pünktlich drin und ich hatte noch Zeit für eine letzte Wurst in dieser Saison.


Der offizielle Stadionwurst-Test
Folge 85
Heute:
LTU arena, Düsseldorf
Preis: 2,50 €

Das ist jetzt schwierig. So gut ich mich an viele Details des Tages erinnere, die Wurst gehört leider nicht dazu. Ich habe keine Ahnung mehr, wie die war. Schauen wir also mal in der Tabelle nach. Hmm, da steht 2,5 Kartoffeln. Wird schon stimmen. Saugen wir uns also noch etwas aus den Fingern. Mal sehen, ja war ein bisschen fettig, nichtt ganz durch (sieht man doch klar auf dem Foto!), der Senf okay, das Brötchen etwas alt. Insgesamt ein eher mittelprächtiges Exemplar und eines der wenigen Dinge, das nicht in den großen Glamour dieses Tages passte. Ich bin ein Lügner, was? Habe keine Ahnung mehr, wie die war, schreibe aber was Schlaues dazu. So, jetzt dürft Ihr mal raten, wie häufig so etwas bei den 85 getesteten Würsten vorgekommen ist!
Fazit: Die Wurst noch nicht zweitligareif, aber im Sommer kann man ja üben!


(2,5 von 5 Kartoffeln)


Feierabend! Die Saison ist aus und auch dieses Jahr gab es wieder einige gute und viele schlechte Würste. Fassen wir zusammen. 27 Würste habe ich mir hinter die Binsen gestopft und auch dieses Jahr fehlten die ganz großen Kracher. Einige waren nah dran, die alte Grenze von 4 Kartoffeln wurde aber erneut nicht überschritten. Auch wenn ich in dieser Form nicht mehr testen werde, hoffe ich doch, dass es in dieser Hinsicht Besserung in der Zweiten Liga geben wird. 65,80 € habe ich dieses Jahr übrigens in Stadionwürste investiert. Aber nun zur Siegerehrung, zähneknirschend präsentiere ich den Sieger der Saison 2008/2009:

Sieger 2008/2009
Rot-Weiss Essen, Georg-Melches Stadion am 31. Januar 2009

Hier gibt es den Test zum Sieger

Wird ein großer Trost für RWE sein. Ein vollkommen verkorkste Saison für die ehemaligen Erzfeinde (ehemalig, weil nun doch sehr außer Reichweite). In die Regionalliga abgestiegen, wo Saisonhighlight vielleicht die Partie gegen Sportfreunde Lotte ist, da es sonst quasi nur zweite Mannschaften gibt. Und dann das Saisonziel Aufstieg kläglich vergeben, einziger Trost, Düsseldorf im Pokal ausgeschaltet und im Finale nur noch Speldorf besiegen. Tja, Pech, auch das vergeigt, dazu Thomas Strunz als sportlichen Leiter und nächste Saison geht es gegen Fortuna Düsseldorf II. Au, das tut weh! Ein Verein am Boden, schön, dass wenigstens die Wurst gut schmeckt...

Verlierer 2008/2009
Wuppertaler SV, Stadion am Zoo am 24.Spril 2009

Hier gibt es das Drama!

Keine Wurst keine Punkte. Und wer das so dermaßen vergeigt - vor allem als erfahrungsmäßiger Favorit auf den Wursttitel, der hat sich auch den letzten Platz einmal redlich verdient. Ohne Reue. Der WSV ist nicht mehr, was er einmal war, und die Organisation, Wurst etc. auch nicht. Doch jetzt kommt's: Zum ersten Mal nach bestimmt 8 Jahren werde ich nächste Saison nicht zu einem Pflichtspiel der Fortuna nach Wuppertal anreisen müssen. Das hat doch mal echt was für sich! Auch diesen Höllenschlund habe ich also endlich hinter mir gelassen!



Unsere Helden

Doch die Wurst konnte mir die Stimmung nicht vermiesen. Eine sensationelle Kulisse bot sich. Und was das beste war. Es herrschte KEINE scheiß Nationalelf-die-ganze-famile-ist-da-und-hat-keine-ahnung-vom-fußball-Stimmung. Man glaubt es kaum, aber wirklich wenig Laola etc. war im Spiel. Nur kurz am Anfang, als es sehr unangebracht war, aber der mündige Fan macht bei so etwas sowieso nicht mit. Ansonsten gab es aber wenig Entspannung in den Gesichtern der Leute. Daran änderte auch Christs Tor für die Ewigkeit nichts. Gut, um das Ganze noch einmal mit dem Tagebuch zu unterbrechen.

Das Tagebuch des Scheiterns - Folge 58: "Bierspritzer"

Doch es gibt auch Ausnahmen. Gerüchteweise ist es einem Bekannten meines Schwagers im Freundeskreis mal zu Ohren gekommen, dass er im Fußballstadion mal etwas Bier abbekommen hat. Echt wahr! Ich schwöre, Alter! Und wenn man immer hört, dass so etwas Anderen passiert, man glaubt ja nie, dass man selbst mal in solche eine Situation gerät. Aber jetzt haltet Euch fest! Tobis Bekannter aus Trier wurde beim Jubel zum Tor angerempelt und aus seinem Bierbecher spritzten tatsächlich einige Tropfen auf die Jacke eines älteren Herrn vor ihm. Unglaublich, erst zu spät kommen und dann auch noch Stunk machen. "Ja, seit Ihr denn noch zu retten? Ich spinnt doch!", schrie der Mann vollkommen zurecht. So etwas habe ich noch nie erlebt. Und dann auch an solch einem gesitteten Ort wie einem Fußballstadion. Gibt es denn keine Werte mehr? Nichts, auf dass man sich berufen kann, wenn jetzt schon die KiK-Jacke eines vermutlich sehr regelmäßigen Stadionbesuchers durch einige Bierspritzer auf ewig ruiniert ist. Kopfschütteln, Fassungslosigkeit ob dieses Sittenverfalls, das ist nicht mehr mein Fußballl, das ist Sittenverfall, das sind Feinde des Fußballs, die in der Jubelekstase die Jacken anderer Leute bekleckern. Widerliche Schweine, niederer Pöbel, asoziales Gesocks, das unseren geliebten Sport kaputtmacht mitihrem Bier und ihren Emotionen. Für so etwas ist hier kein Platz!

Die letzten Minuten entwickelten sich zur Tortur, da die Fortunen so nervös waren, wie der Rest im Stadion. Doch als Bibiana Steinhaus nach 33 sekunden Nachspielzeit abpfiff, brachen alle Dämme. Bei den Spielern, bei den Fans, bei mir. Monate bis Jahre der Anspannung lösten sich, unglaubliche Momente des Jubels, der Siegestrunkenheit. Darum liebt man diesen Sport. Einmalig, und wie Jens Langeneke sagte, "ein Moment, den man mit ins Grab nimmt". Ja, legendär, nicht weniger.



Das ich in der Lage war,m Fotos zu schießen...

Kurz betrachteten wir den Trubel, dann ging es runter auf den Rasen, meine Mutter verblieb oben, kam aber kurz darauf nach. Die Arena mal aus dieser Perspektive kennenzulernen hatte auch etwas. Interessant, dass man kaum was von außen unten hört und erstaunlich, was für ein schlechter Rasen sich dort befindet. Wohl gemerkt bevor Vandalen wie ich sich ihr persönliches Stück sicherten. Meines hat nun einen festen Platz auf unserem Balkon und es geht ihm auch nach über einem Monat noch prächtig - er musste sogar schon gemäht werden.



Hilfe! Feuer! Warum unternimmt denn niemand etwas?

Telefonieren war unmöglich, das Netz hoffungslos überlastet. So ließen wir uns einfach erschöpft auf das Grün plumpsen und genossen die Momente wie die Humba mit Lumpi. Mein Mutter verabschiedete sich und nahm auch dankbarerweise den Rasen mit, so dass ich ihn nicht mit mir rumschleppen musste. Langsam gingen wir zur Bahn, um in die Altstadt zu fahren.


Siegestrunken machen manche Fans wirklich alles...

Die Bahnfahrt dauerte dann auch eine weitere Ewigkeiten wegen diverser Komplikationen seitens der Rheinbahn. Wir waren aber pünktlich in der Stadt, um zu erlkeben wie Wolfsburg Deutscher Meister wurde. ...Was uns natürlich herzlich egal war. Wir deckten uns mit Bier ein und nahmen auf den Rheintreppen Platz. Das Erlebte sacken lassen konnte man aber noch nicht. Weiter ging es zum Uerige, wo Tobis Brüder, Rene, der Krüppel, also noch einmal ein Best-Of aller skurillen Gestalten, die uns in dieser Saison begleitet hatten, erwartete und mit uns anstoß.


Diese ständigen Bierspritzer im Stadion - widerlich!

Nachdem sich Stephan und Tobis Besuch aus Trier verabschiedet hatten, machten wir uns auf, etwas zu essen. Wir testeten mal den Schnitzel Huber, eine Art Fast-Food Schnitzelladen. War okay, die haben auch diese gigantischen Schnitzel. Wir ließen es aber kleiner angehen. Ein paar Hoffenheimer verirrten sich auf die Straße und meinten uns erklären zu müssen, weshalb Hoffenheim eigentlich ein total geiler und sympathischer Club ist. Meine Frage, für welchen Verein sie denn vor zwei Jahren noch gewesen seien, wollten sie aber nicht beantworten. Ja, super Hoffenheim. Das Jugendkonzept geht weiter, zuletzt wurde ja Nachwushoffnung Simunic für 7 Millionen verpflichtet.


Wink' doch mal, Mama!

Andy verabschiedete sich auch nach Hause, so dass Tobi und ich beschlossen, es sei an der Zeit, den Kader für die neue Saison zu planen. Besser spät als nie! Also saßen wir gemütlich mit einem bier vor der Schaukel. An der Kreuzung zündeten ein paar Leute im Fortunatrikot Bengalos und sangen Lieder, in die die Straße mit einstimmte. So weit, so gut!

Das Tagebuch des Scheiterns - Folge 59: "Deeskalationsmaßnahmen"

Ein paar Minuten später bekamen wir den Hinweis der Bedienung, dass wir wohl besser reingehen sollten, gleich würde etwas passieren. In diesem Moment stürmte bereits eine Meute durch die kurze Straße, verfolgt von der Polizei in Helm und Montur. Tische, Gläser etc. wurden umgestoßen. Tobi rettete sich in die Schaukel, ich in einen Hauseingang. Als die Polizei an uns vorbeilief, spritzte sie Pfefferspray in unsere Richtung, das einige Leute - mich zum Glück nicht - die unbeteiligt wie wir gewesen waren - mitten ins Gesicht traf. Flaschen flogen, trafen Menschen auf den Kopf. Nach einer Minuten kamen die Gruppe dann vom Burgplatz zurück wurde eingekesselt und wir unbeteiligt mittendrin. Ich konnte mich irgendwie an der Polizei - meinem Freund und Helfer - vorbeidrängen und zum Burgplatz gehen, von wo ich Tobi anrief und wir uns 10 Minuten wieder trafen.
Mal eine kurze Frage: Was sollte das alles? Also, ich weiß nicht, was da vorher gewesen war. Ich wei nur, dass ich als unbeteiligte Person durch den Polizeieinsatz in eine massiv unangenehme Situation gekommen bin, die aus meiner Sicht vorher absolut friedlich (warum auch nicht, wir sind aufgestiegen!) gewesen war und durch das Gebahren der Polizei sehr stark aus dem Ruder gelaufen war. Ich hatte noch nie mit der Polizei zu tun, weil ich solche Situationen nicht suche, schlimm finde ich aber die Erkenntnis, dass man ohne eigene Schuld in solch gesundheitsgefährdene Lagen gerät. Was, wenn ich eine Flasche abbekommen hätte. Ja, die wurde von Idioten geworfen, aber die Polizei sollte doch wissen, dass sie mit solchen Einsätzen einige Vollidioten nur zu Gewalt provoziert.
In der Nacht kam es wohl noch zu mehreren Übergriffen und einem brennenden Polizeibus. Alles Dinge, die aus meiner Sicht von der Polizei selbst heraufbeschworen wurden. Fehler hat man aber inzwischen auch eingeräumt, personell werden wohl einige Köpfe in der Führung rollen. Ein kleiner Trost. Tobi und ich hatten Glück - Andere nicht.


Schnell wieder etwas Schönes!


Im Anschluss fuhr ich auch nach Hause, die Stimmung war mir etwas vermiest worden - Tobi war noch auf einem Geburtstag eingeladen. Trotz allem ein legendärer Tag. Fortuna zurück in der Zweiten Liga. Endlich!
Natürlich habe ich auch den Spielern ein Zeugnis für diese Zeit ausgestellt. Einige von Euch haben es schon gelesen. Hier also das Team-Resümee 08/09.



Das Wort der Saison


MERITEN




Kommen wir am Ende noch zu einem beliebten Spielchen. Wie hätte die Fortuna die Saison bestritten, wenn wir mit unseren Tipps bei Kicktipp die Saison über immer richtig gelegen hätten. Nun, Andy hat seine Position als gnadenlosester Optimist behalten, doch seht selbst (Da Stephan nicht lange genug mitgetippt hat, habe ich ihn draußen gelassen):
 
 Tabelle Fortuna Düsseldorf 08/09 nach Tipps:
  Pl.  Tipper Sp. g. u. v. + - Diff. Pkt.
  1.  Andy*
37 36 1 0 93 17 +76 109
  2.  Tobi** 38 35 2 1 78 17 +68 107
  3.  Mett M.** 38 34 3 1 66 13 +53 105
  5.  Arthur 36 29 7 0 83 33 +50 94
  6.  Martin 36 29 7 0 87 40 +47 94
  7.  Dominik 37 24 2 11 59 30 +29 74
     Realität 38 20 9 9 54 33 +21 69
 
* Ein Unentschieden in Paderborn
** Beide jeweils eine Niederlage in Paderborn (Fortuna war aber auch echt scheiße drauf vor der Winterpause)

Interessanterweise dem Ergebnis der letzten Saison recht ähnlich. Dominik war erneut der Realität am nächsten, hat sogar mehr Niederlagen getippt, als Fortuna letztendlich kassierte. Arthur hingegen hat sogar die exakte Toranzahl vorausgesehen, Martin und Dominik waren nah dran, während Dominik und ich am nächsten bei den geschossenen Toren waren. Lustige Spielerei.


Ein Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik

Und eine weitere Spielerei gibt es noch. Diese haben wir unserem Freund Andy zu verdanken, der auch dieses Jahr wieder die Entfernungstabelle zusammengestellt und so errechnet hat, wer diese Saison die meisten Kilometer für die Fortuna zurückgelegt hat. Dafür verweise ich gerne kurz auf den Statistikteil diese Seite. Die Entfernungstabelle findet Ihr hier.
Selbstverständlich habe ich Platz 1 inne, dicht gefolgt von Andy, der sich bis heute ärgert, die Traumtour nach Sandhausen nicht mitgemacht zu haben. Sonst wären wir nämlich gleichgezogen und hätten alle Spiele gemeinsam besucht. Tobi litt sehr unter seiner Zeit in St. Lucia, so dass ihm Martin beinahe den Rang abgelaufen hätte, obwohl er durch München und zuletzt Hamburg auch Standortnachteile hatte. Abgeschlagener Letzter ist Stephan, der desaströse Auswärtsbilanz aufweist mit gerade mal einem Spiel in Emden. Schon etwas enttäuschend, ich hoffe da wird Besserung gelobt. Die längste Serie von Andy und mir besteht aus den letzten Spielen der letzten Saison und ist momentan noch aktuell. Mal sehen, wie lange wir sie noch fortführen können. Jedenfalls besten Dank an Andy für diese spaßige Spielerei!



Aus der Sicht des Spielers

Tja, und das war's! Aus, vorbei! Eine große Saison ist zuende gegangen und ich möchte allen Beteiligten danken. Es war mir ein Fest und ich hoffe, es geht nächstes Jahr so weiter.
Doch nicht nur diese Saison ist vorüber, auch die Geschichte dieser Website geht damit Ihrem Ende zu. Was als lustiger kleiner Zeitvertreib in der Sommerpause 2006 startete, bekam doch eine ganz schöne Dynamik. Schade, dass ich es nicht mehr geschafft habe, die 100 vollzumachen. Aber 85 Bratwursttest und über 50 Tagebucheinträge sind doch auch einiges. Es hat mir meist viel Spaß gemacht, nur bei einigen Niederlagen hätte ich echt keinen Bericht schreiben müssen.
Wie Ihr wisst schaffe ich es zeitlich mit Job und so einfach nicht mehr, in dieser Form weiterzumachen. Darum ist es zumindest das (vorläufige) Ende dieses Formats. Doch es ganz sein lassen, das möchte ich nicht. Ich denke mir etwas aus, vielleicht in neuer Form und Gewand, versprochen. Sobald es da etwas gibt, lasse ich es Euch wissen. Solange bedanke ich mich für drei Jahre des Lesens und Kommentierens von Euch. Frei nach dem Terminator: "I'll be back!" Euer Thorsten





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04.07.2009

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