Die kleine Welt des Herrn Mitkartoffel - 05.04.08 VfB Lübeck (A) |
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05.04.08, 29. Spieltag: VfB Lübeck - Fortuna Düsseldorf abgesagt
STARRING: Andy, Stephan & Tobi
A1, Wuppertal bis Lübeck, rund 50.000 Zuschauer
SITZFARBE: Rückbankgrau
CHEF DES LENKRADES: Stephan
Wir starten und enden heute mit dem Tagebuch des Scheiterns - wer hätte es gedacht?
Das Tagebuch des Scheiterns - Folge 31: "Die Auswärtsfahrt nach Lübeck"
Machen wir es nun chronologisch oder retrospektivisch? Mal sehen, Spannung werde ich hier wohl durch eine zeitgerechte Abfolge der Ereignisse nicht aufbauen können. Wir könnten es dann später mit einer Rückblende machen. Okay, also starten wir unvermittelt und arbeiten uns dann zu den entscheidenden Dingen vor.
Tobi sagte, er sei schon lange mal fällig gewesen. Wer so viel auswärts führe, der müsse auch einaml unterwegs während der Fahrt informiert werden, dass das Spiel abgesagt worden sei. Eine feine Sache also für ihn, so kann er sogar noch seinen Enkeln davon erzählen, dass um 12:22h MEZ+1h uns die SMS des RP Online Fortuna-Tickers erreichte, welche die Absage des Spieles verkündete. Erfreulich, waren wir doch rund 30km vor Lübeck und hatten praktisch die gesamte Strecke bereits hinter uns. Eine schöne Geschichte für Tobi also, für mich persönlich leider nicht, denn mir ist das Ganze schon einmal passiert und beim zweiten Mal ist es dann nicht mehr so aufregend, wie er es mit seinem kindlichen Gemüt noch wahrnehmen konnte (Bevor nun aber ein gänzlich falscher Eindruck entsteht, nein, auch Tobi hat sich nicht über die Absage gefreut). Meinen persönlichen Auswärts-Super-GAU datieren die Fußballgeschichtsbücher auf die Saison 99/00, als ich damals im Winter zum Auswärtsspiel zu Bremen II (damals noch Bremen Amateure) fuhr. Damals erreichte uns die Meldung auf Höhe Osnabrück - also nur halb so weit wie dieses Mal - dass wegen Schneefalls die Partie nicht stattfinden könne, dennoch war die Freude ähnlich ekstatisch. Dabei hatte das Schicksal noch versucht, uns abzuhalten. Doch ähnlich wie beim Wurstorakel schlugen wir alle Warnungen in den Wind. Rückblende auf den (frühen) Samstag Morgen:
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"Das Telefon schellt und ich bin im Keller, vielleicht nur verwählt, doch ich bin schneller, ich bin der Telefonmann..." Mein Handy klingelt, doch ich stehe gegen 6:45h unter der Dusche. Nach kurzem Abtrocknen mein Rückruf an Stephan. Was ist los? Das Auto springt nicht an. War ja klar. Es gibt gewisse Gesetze für Auswärtsfahrten. Eines davon: Wenn ein Auto normalerweise gut funktioniert, hat es am Morgen einer Auswärtsfahrt mit Sicherheit irgendein Problem. Ein anderes Gesetz wäre zum Beispiel: Eine Person, die sonst nie verschläft, hört am Morgen einer Auswärtsfahrt ihren WECKER nicht. Nur zwei kleine Beispiele, es gibt noch eine ganze Reihe dieser Gesetzmäßigkeiten. Wichtig ist aber auch, wenn vorab viel schief geht, läuft es im Spiel eigentlich immer ganz ordentlich. Wir ließen uns also nicht verzagen und fassten nach erneuten erfolglosen Versuchen den Plan: ADAC rufen (Genial!), die gelben Engel werden es schon richten (Es sind übrigens die "grauen Herren" bei Momo, weil die Frage aufkam.). Andy begab sich per pedes zu Stephan, ich hatte in Ruhe Zeit, sämtliche Fahrtvorbereitungen zu treffen. Der gelbe Götterbote war dann auch recht schnell vor Ort, so dass eine halbe Stunde später Stephans Fahrzeug on the road war und wir mit gut 45minütiger Verspätung durchstarten konnten. Wie Ihr wisst, plane ich immer sehr großzügig, so dass wir noch alle Möglichkeiten hatten, pünktlich anzukommen.
Einen kritischen Moment gab es noch. Der ADAC-Mensch gab uns zwei Dinge mit auf den Weg: 1.) Möglichst den Motor nicht ausmachen und 2.) Falls wir parken müssen, möglichst abschüssig parken, damit Benzin in den Motor läuft oder so. Ihr seht, ich bin ein großer Laie auf diesem Gebiet. Was soll's! Auf jeden Fall musste der Wagen noch betankt - und zumindest theoretisch für diesen Fall ausgeschaltet werden. So taten wir es dann auch und der spannende Moment an der ARAL-Tankstelle in Wersten ließ uns kurzfristig den Atem anhalten. Doch er sprang wieder an und nach kurzem Stopp beim Kamps in Wersten (Inzwischen ein Klassiker) ging es tatsächlich auf die Autobahn.
Ich hatte aus meiner Bibliothek "Schotts Sammelsurium" voller unnützen Wissen eingepackt und konnte uns so durchaus die Zeit vertreiben. Henry Maske war 1993 Sportler des Jahres und Nr. 1 Hits in den Charts an Weihnachten 1970 war immerhin "Paranois" von Black Sabbath. Frohes Fest! Und wer hätte gedacht, dass "Ich liebe Dich." im Morsealphabet kurz, kurz / kurz, lang, kurz, kurz lang, lang, lang kurz, kurz, kurz, lang kurz / lang, kurz, lang, lang lang, lang, lang kurz, kurz, lang heißt? Solltet Ihr Eurer taubstummen Liebe eines Tages per Morsezeichen Eure Liebe gestehen wollen, so seid Ihr fortan gewappnet. Ja, so etwas bringen sie einem heutzutage in der Schule nicht bei!
Zu heiterem Gelächter führten dann nicht nur meine Ausführungen über Charlotte Roches Buch "Feuchtgebiete" inklusive Analfissur und Duschkopfmasturbation sondern vor allem mein gewähltes Raststättengetränk: Eine Vanille-Milch. Nur weil der kleine Tobias nämlich mal in der Schule davon kotzen musste (oder war es doch die bevorstehende Mathearbeit), wurde mir ein derartiges Getränk ausdrücklich verboten. Als kleiner Revoluzzer setzte ich mich aber über die im Auto vorherrschenden, faschistischen Systeme hinweg und genoss sie (die Milch, nicht die Systeme) in vollen Zügen. Andy setzte stilecht auf ein Beck's Gold aus der goldenen Dose. Zugegeben, das hatte was! Immerhin wurde ich so meinen Coupon los, den ich mir auf der Wolfsburg II Fahrt an der Raststätte zwecks Klobesuch hatte holen müssen und von dem ich nicht wusste, dass man ihn einlösen kann gegen...Dinge. Jetzt habe ich aber noch einen übrig von Verl.
Der Zucker der Vanillemich brachte mich dann aber langsam in Fahrt - dank einer Geburtstagsparty am Vorabend und besagten Feuchtgebieten als Hörbuch hatte ich nur 4,5 Stunden Schlaf zustande gebracht. Durch die vorzügliche Vanille-Milch mit neuer Energie versorgt, intonierte ich dann erstmal herzhaft alle Tetris-Game Boy Melodien (also A, B und C - für den Fachmann). Dimmdüdudimmdüdudimmdüdudimmdüdudimmdudimmdidimmdudimm etc. (Ich gebe bald Kurse zu Videospielmusik analog zu Loriots Jodel-Diplom. Das Düdel-Diplom, da hat man was eigenes, da hat man was in der Hand. Sein Düdel-Diplom). Andy stieg dann auch bei Musik B mit ein. Stephan und Tobi überlegten kurz, das Auto zu verlassen, die Chance zu überleben, war aber bei bei voller Fahrt einfach zu gering.
Und so schob sich das Auto immer näher an Lübeck heran, bis uns eine folgenschwere SMS erreichte. Ende der Rückblende:
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Als erstes war natürlich relativ blinder Aktionismus angesagt. Alle telefonierten. Stephan ließ sich über die Auskunft, die Nummer des VfB Lübecks geben und landete beim Ticketcenter, wo ihm eine Dame die grauenhafte Wahrheit bestätigte. Andy rief seinen Vadder an, der nach kurzer Internetrecherche das Gleiche verkündete. Immerhin konnte er auf diesem Wege Regionalliga-Endstände für später bei seinem Papileinchen bestellen. Tobi versuchte es erst bei Ecki, der aber unterwegs und heute nicht für die Fortuna im Einsatz war, dann bei Dominiks Bruder Markus, der aber leider auch nicht daheim war. Mein Anruf erreichte meine Frau Mama, die die Bedienung des Internet-Browsers aber leider unter dem Eindruck eines Telefonanrufes vollständig verlernte. Vor allem aber die Info aus erster Hand des VfB reichte uns dann als Bestätigung, wir machten einen U-Turn. Kleiner Scherz, das geht auf der Autobahn natürlich nicht, das macht man mithilfe einer Ausfahrt. Stephan und Andy fassten dann den Plan, ein McDonalds aufzusuchen. Da Andy sein Navigerät eingepackt hatte, sollte uns dieses ganz unproblematisch zum nächstgelegenen Burgerbrater in Barsbüttel vor den Toren Hamburgs bringen. Das klappte irgendwie, auch wenn die Wegeführung leicht eigenartig erschien. Nach Konsum der üblichen Produkte informierte ich mich noch schnell über die neuesten Kino-News - wie immer kritisch und absolut überparteilich - aus der gleichnamigen Fachzeitschrift, die bei McDonals gratis gereicht wird. Die 250. Ausgabe - Glückwunsch an dieser Stelle. Tobi als Feind des Fastfoods (kommt die Sepp Blatter Anspielung durch?) bekannt, begnügte sich mit einer Flasche Beck's, die er aus dem Auto mitgebracht hatte. Lange Zeit blieb dies den Angestellten verborgen, bis dann ein Mitarbeiter in (überraschend) ethnolektalem Deutsch darauf hinwies, dass mitgebrachte Getränke hier nicht konsumiert werden dürften (Im Original: "Ey, kein Mitgebrachtes hier trinken!"). Da Tobi die Flasche aber inzwischen geleert hatte, folgte die naheliegende Antwort, dass die Flasche ja leer sei. "Dann ist es okay!". Na, der war einfach zufreiden zu stellen. Ihr dürft also, wenn Ihr wollt, gerne größere Mengen Leerguts zu McDonalds mitnehmen, das ist vollkommen okay.
Und zurück ging's...hatten wir gedacht. Doch leider holte uns auf dem McDonalds Parkplatz die Vergangenheit ein. Denn beim Umdrehen des Zündschlüssels gab Stephans Auto leider nur ein Geräusch von sich, dass an einen 80 Jahre alten Kettenraucher erinnerte, der kurz vor seinem Ableben noch einen letzten Brocken Schleim aus seinem Rachen herauszuhusten versucht, aufgrund seiner schwindenden Kräfte aber einfach nur am ganzen Körper vibriert und eben so ein Geräusch von sich gibt. Galgenhumor war angebracht. So viel war schief gegangen, so schief ging immer noch schief. Die gelben Engel mussten erneut ran. Leider waren die weitaus weniger schnell in Hamburg. Eine rund einstündige Wartezeit lag vor uns. Zeit, die ich dank meines Handys sehr gut zu nutzen wusste. Ich komponierte mithilfe meines Handys den "Barsbüttel-Mix" eine musikalische Großtat, die unser aller Leben für immer verändern sollte. Eigentlich wollte ich das Stück auch zum Download hier anbieten, leider ist das Handymusik-Format aber leider nicht am Computer abzuspielen (sondern nur in meinem Handy). Schade, denn später auf der Rückfahrt komponierte ich noch den "Barsbüttel-Chillout-Remix", den "Barsbüttel-Reggea-Mix", den "Barsbüttel-Punk(Krach)-Mix" und den "Barsbüttel-erwilleh nurnochgelddamitmachen-Mix". Wenn Ihr mich mal trefft, fragt mich einfach und ich spiele Euch diese kleinen Meisterwerke der Komposition einmal vor.
Nervlich am Ende von meiner Musik, verliess Andy das Auto, um Bier und Kippen irgendwo zu holen. Ich erzählte derweil bildlich mithilde des Autoatlas von meiner Fahrradtour in Norddeutschland in Traumstädte wie Damp 2000. Andy kehrte schnell zurück und hatte in der Tat etwas Feines mitgebracht. Astra in der PET-Flasche. Ein absolutes Tageshighlight! (Und mein einziges Foto der Fahrt)
Man beachte die Zeichnung einer jungen Dame, die aufgrund ihres Alkoholproblems immer drei Flaschen Astra in der Handtasche mit sich führt. Zum Glück gehen die nicht auf, weil sie ja wiederverschließbare PET-Flaschen sind.
Auf so einem McDonalds Parkplatz treiben sich auch Samstagmittag eine Menge seltsamer Gestalten herum. Am unheimlichsten war aber ein Nissan mit der Aufschrift "Mobiler Fußpflegedienst". Am Steuer saß eine absolut verbrauchte alte Schabracke, Kippe zwischen den schwarzlackierten Fingernägeln beim Autofahren. Alt, aber nicht so alt wie sie aussah. Insgesamt ein absolut ekelhaftes Bild. Als Beifahrer ein Schwarzer, der gerade Müll aus dem Auto brachte. Sehr, sehr dubios das Ganze! Den McDonalds betraten die beiden übrigens nicht.
Der ADAC-Mensch ließ sich dann doch Zeit, konnte vor Ort unsere Probleme dann aber lösen, auch wenn er eine vollständig andere Diagnose des Problems stellte. Zur Lösung wird sich Stephan wohl für die preiswertere Variante in der Werkstatt entscheiden. Er gab uns den Hinweis, wir sollten nun aber wirklich den Motor nicht mehr ausschalten. Also, auch mit laufendem Motor tanken, was glaube ich von Gott oder so verboten ist.
Als zweites Tageshighlight freuten wir uns dann auf die Bundesligakonferenz im Radio, wo ich meine Zuneigung zum VfL Wolfsburg nicht weiter verstecken konnte. Ich habe nun beschlossen - nur um Tobi zu ärgern - Wolfsburg-Fan zu werden und hoffe nun ernsthaft, dass sie es in den UEFA-Cup schaffen. Vielleicht kann mir Ecki ja auch mal die Telefonnummer meines neuen Idols Quälix Magath besorgen. VfL, VfL, VfL!
Ein bißchen Schlaf nahm ich mir auf der Rückfahrt, dennoch war ich nichr mehr sehr fähig und gewillt, an den abendlichen Plänen unserer kleinen Kasanovas in der ersten Autoreihe teilzunehmen. Fast 10 Stunden Schlaf später fühle ich mich inzwischen auch wieder wie ein normaler Mensch. Eine ganz furchtbare Fahrt, aus der alle Beteiligten sicherlich noch das Beste gemacht hatten, ging vorbei. Nie wieder Lübeck! Oder doch nicht...?
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Das Wort der Woche - Folge 9
TANZSPORTGERÄT
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Ein ganz unschönes Erlebnis. Interessant ist ja nun wirklich die Frage, ob diese Partie in Lübeck noch nachgeholt wird. Wir haben unsere Karten nämlich (leider) schon im Vorverkauf besorgt. Nächsten Sonntag findet in Lübeck die Entscheidung statt, ob ein Insolvenzantrag gestellt werden muss, denn nur bis dahin kann man noch die laufenden Kosten bezahlen. Die fehlenden Einnahmen aus der Partie gegen den FC Bayern der Regionalliga werden die Chance darauf nicht verringern. Sollte dies wirklich passieren, wird der VfB sein Team zurückziehen und ergo diese Partie gar nicht mehr stattfinden. Rein tabellarisch übrigens sehr hilfreich für die Fortuna. Durch die peinliche Heimniederlage letzten September gegen die Marzipanstädter (Lübecks bisher einziger Auswärtssieg dieser Saison) würden uns nämlich keine Punkte abgezogen werden, wenn Lübecks Spiele aus der Wertung genommen werden. Unseren Konkurrenten aber schon (Wuppertal sogar 6 Punkte, Oberhausen und Erfurt 4, Ahlen und Berlin immerhin 3 Punkte). Es bleibt also zumindest spannend, dort die weitere Entwicklung abzuwarten.
Bei der Fortuna geht es schon am Dienstag weiter mit dem Diebels-Pokalfinale gegen Rot-Weiss-Essen in Duisburg. Bei einem Sieg dort wäre die Fortuna endlich wieder im DFB-Pokal vertreten in der nächsten Saison. Wir hören uns also bereits diese Woche wieder, wenn es dann auch endlich wieder etwas Sportliches zu berichten gibt. Bis dann! Euer Ronald McDonald
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06.04.2008
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Music B
Tetris (Game Boy)
Composed by: Unknown
© 1989 Nintendo of America Inc.
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