Die kleine Welt des Herrn Mitkartoffel - 07.08.07 Rot-Weiss Essen (H) |
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07.08.07, 2. Spieltag: Fortuna Dummdorf - Rot-Weiss Essen 0:0
LTU arena, Dummdorf, 27.300 Zuschauer
GUEST STARS: Andy, Kia, Mama, Martin, Rainer, Stephan, Tobi & Tsuchiya-San
SITZFARBE: Grau
Ein 0:0 ist im Fußball - vor allem als neutraler Zuschauer - eigentlich ein Worst-Case-Szenario, bedenkt man, dass man so ein Spiel ja eigentlich wegen der Tore guckt und das Spiel ja auch zwecks Toreerzielens gespielt wird. Es muss also etwas schief gegangen sein. Aber bevor ich mich hier auf die Waldi Hartmann-Schiene (ein echtes Abstellgleis!) begebe und krampfhaft erfragen möchte, wer denn nun Gewinner und wer Verlierer dieses Unentschiedens sei, versuche ich mich mal lieber an der Einordnung dieses Resultats. Zum einen ist es ein bei der Fortuna eher selten gesehenes Ergebnis (das letzte Pflichtspiel 0:0 ist datiert auf den 26. August 2006 in Dresden - ich war vor Ort!), was aber nicht zwangsläufig darauf zurückzuführen ist, dass die Stürmer leztes Jahr am Fließband geschossen hätten ("Etwas am Fließband schießen" ist ein total verrückter und hirnloser Ausdruck). Aber darum geht es mir eigentlich gar nicht, viel mehr wollte ich die Unterscheidung in gute und schlechte Unentschieden herausheben. Besagtes Spiel beim ostdeutschen Fahrrad-Accessoir gehörte damals in die Kategorie: mittel (MettMitkartoffel-Spielnote: 4), war aber dennoch um einiges ansehnlicher als das Gegurke gestern Abend. Das alte Chanson: Es gibt einen kleinen Erfolg, Dummdorf wird euphorisch, fünfstellige Besucherzahlen kommen ins Stadion, Fortuna verkackt, Besucher gehen, sagen: "Hab' ich doch eh gewusst!". Aber gut, wollen wir nicht in selbstgerechte Polemik verfallen, die dann doch von vielen selbsternannte Fußballexperten gerne mit einer sachlichen Analyse verwechselt wird. Das war nicht dolle gegen eine geschwächte Essener-Truppe. Das war sogar erschreckend harmlos. Aber sind wir jetzt schlauer? Nöö, kein Stück! Zwei Spiele, 4 Punkte, kein Gegentor, der beste Regionalliga-Start aller Zeiten so far. Darum bleiben wir mal auf dem Teppich. Vielleicht hat gestern den ein oder anderen die Kulisse etwas gehemmt - gerade bei Lumpi wäre das nicht das erste Mal gewesen. Antworten auf all Eure Fragen (Fragen) gibt es daher erst (frühestens) am Samstag in Wuppertal. Ein Sieg dort (ja, ich weiß, kam nicht so häufig vor in jüngerer Vergangenheit, aber wie war das mit den Auftaktsiegen? 13 Jahre?) und der Super-Start wäre perfekt. Darum mal nicht den Sand in die Köpfe stecken, das wird schon!
Eingewechselt: 76. Heidinger (-) für Lambertz, 80. Hergesell (-) für Krecidlo - 40. Wagner (5) für Güvenisik, 56. Klinger (3,5) für Sereinig, 61. Erfen (3) für Andersen - Reservebank: Ratajczak (TW), Costa, Spier, Eraslan, Klimczok - Pirson (TW), Lindbæk, Stoppelkamp, Uzun.
Tore: Fehlanzeige
Chancen: 2:1 - Ecken: 5:7 - SR: Meyer (Burgdorf), Note 4, keine spielentscheidenen Fehler, pfiff aber eindeutig zu kleinlich und auch mit sehr unterschiedlichem Strafmaß - Zuschauer: 27300 - Gelbe Karten: Langeneke, Christ - Sereinig
Spielnote: 5,5
Spieler des Spiels:
David Czyszczon
Eigentlich hatte dieses Spiel keinen Spieler des Spiels verdient. Nehmen wir also den Unaussprechlichen. Räumte hinten alles ab, vor allem in der Luft. Nettes Gesicht, by the way.
Einzelkritik:
Michael Melka - Note 3:
Erneut sicher und souverän. Der Strafraum gehört ihm, pflückt die Flanken problemlos runter, auch fußballerisch sicher. Ansonsten nicht ernsthaft geprüft.
David Krecidlo - Note 4
Sein zweifellos vorhandenes Talent blitzt immer mal wieder auf, doch daraus macht er dann a) zu wenig und b) hat er defensiv immer wieder Probleme.
Hamza Cakir - Note 2,5
Der große Souverän in der Abwehr. Kaum im Zweikampf zu bezwingen, auch in der Luft trotz geringer Körpergröße für einen modernen Innenverteidiger.
Jens Langeneke - Note 3
Spielte einen sicheren Part, ein paar Fouls weniger wären wünschenswert. Ab Mitte der zweiten Hälfte wie Cebe mit Turban.
Oliver Hampel - Note 3,5
Musste den verletzten Heeren als Außenverteidiger vertreten. Machte das vor allem defensiv ordentlich, aber nach vorne fehlte nach gutem Beginn ein wenig der Schwung.
Markus Anfang - Note 3,5
Mit Licht und Schatten. Gute Dribblings und Ballsicherheit, aber ohne die zündenden Ideen nach vorne und mit schlechten Standards.
Ahmet Cebe - Note 3
Neben Christ der gefährlichste Offensivakteur, konnte Kiskanc mehrfach düpieren in der ersten Hälfte und hatte auch die beste Fortuna-Chance, als seine flache Hereingabe knapp den langen Pfosten verfehlte.
Marco Christ - Note 3
Verbessert im Vergleich zum Berlinspiel, gefiel vor allem durch seine Zweikampfstärke für einen Offensivmann, ackerte viel. Doch auch ihm fehlten die zündende Ideen.
Andreas Lambertz - Note 4,5
Braucht wohl nach jeder Vorbereitung immer ein paar Spiele, um in Form zu kommen. Ihm gelang nur ganz wenig. Konnte die Offensive nicht unterstützen.
Christian Erwig - Note 5
Ohne Durchsetzungskraft nach seinem starken Spiel in Berlin. War vollkommen abgemeldet, bekam allerdings auch keine vernünftigen Bälle.
Axel Lawarée - Note 4,5
Stand ebenso wie Erwig auf verlorenem Posten. Konnte aber einige Bälle mehr behaupten und half gelegentlich auch überzeugend in der Defensive aus.
Sebastian Heidinger - Note -
Kam in der 76. Minute für den schwachen Lambertz. Eine Flanke in die Arme des Torwarts, mehr war nicht zu sehen. Die Frage sei dennoch erlaubt: warum erst so spät gewechselt, Herr W.?
Fabian Hergesell - Note -
Kam in der 80. Minute zu seinem Pflichtspieldebüt für die Fortuna. Welch kluger Gedanke hinter diesem Tausch steckte, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Oder glaubte Herr W. tatsächlich, die Essener könnten ein Tor erzielen? Lächerlich!
Personal:
Fortuna-Coach Uwe Weidemann musste auf den gelb-rot gesperrten Palikuca und den verletzten Kapitän Heeren verzichten, für sie starteten Langeneke und Anfang. Nach den 120 Minuten im Pokal gegen Cottbus veränderte RWE-Trainer Heiko Bonan seine Elf nur auf einer Position: Niklas Andersen spielte für den angeschlagenen Mitja Schäfer.
System und Taktik:
Fortuna spielte im gewohnten 4-4-2 mit drei offensiven Mittelfeldspielern und diesmal Anfang vor der Abwehr. Mittelfeldspieler Hampel bekleidete in Vertretung von Heeren die Linksverteidigerposition. Rot-Weiss Essen trat nach dem 3-4-3 gegen Cottbus diesmal im 3-6-1 mit Güvenisik als einzig echter Spitze an. Mehr als häufig zogen sich die beiden Außenbahnspieler Kiskanc und Kotula bis in die Abwehrkette zurück, so dass Essen stellenweise mit einer Fünferabwehr agierte.
Spielverlauf:
Beide Mannschaften begannen sichtlich nervös, leisteten sich Fehlpässe en masse. Aus der abwartenden Position heraus kam Essen in der Anfangsphase zu mehr Spielanteilen, ohne die Dummdorfer ernsthaft in Bedrängis bringen zu können. Erst nach 15 Minuten riss die Fortuna das Zepter an sich, verfing sich aber ein ums andere Mal in der vielbeinigen Abwehr der Essener. Chancen entstanden bis auf Cebes Hereingabe und Cakirs abgefälschten Schuss keine. Essens beste Möglichkeit resultierte aus einem Kopfball nach einer Ecke, den Anfang aber problemlos von der Linie holen konnte. In der zweiten Hälfte schwanden dann Essens Kräfte zusehens, doch die Fortuna agierte planlos, lethargisch und viel zu langsam, so dass es im zweiten Durchgang keine einzige Torchance mehr gab.
Fazit:
Essen wollte nicht mehr, Fortuna konnte heute nicht mehr - ein anderes Ergebnis hatte diese Partie nicht verdient.
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Ist es nicht bitter, wenn eigentlich der Rahmen für ein sensationelles Spiel gegeben ist und dann nichts dabei herauskommt. Ist aber nicht gleichzeitig auch geradezu typisch für die Fortuna im Besonderen und diesen Sport im Allgemeinen? Okay, keine Herumphilosophiererei, ist einfach bitter. Mal ehrlich, wir hatten uns alle schon ein wenig mehr erhofft, oder? War aber nicht drin! Schade! Dabei war ich mit meiner persönlich größten Gruppenstärke im Stadion zugegen. Neun Personen insgesamt, da muss man schon ein wenig Logistik bei den Autos aufbringen. Und wenn es dann auch noch voll ist, dann kann das auf dem Parkplatz schon einmal dauern. Es war vorher schon ein Höllenverkehr (Und Ihr wisst, wie ich über Höllenverkehre denke!)! Da wurde es ganz schön eng am Ende und ja, Ihr habt es bereits gemerkt, es war leider keine Zeit mehr für eine Bratwurst. Unsere wirklich vorzüglichen Plätze lagen diesmal im Oberrang der Haupttribüne, ein Ort der selten bei Fortunaspielen genutzt wird und den ich daher auch noch nie besucht habe. Problem des Ganzen: Im Oberrang gab es auf unseren Plätzen keine Bratwurst und eine in der Halbzeit im ausverkauften (!) Unterrang der Süd- und Haupttribüne ohne die gesamte zweite Hälfte zu verpassen schien unmöglich. Auch nach Abpfiff keine Chance! Von daher: Entschuldigung an die Treuesten der Treuen! Am Samstag gibt's auf jeden Fall wieder einen Test. Schließlich geht's zum Titelverteidiger!
Wo ist voll und wo ist leer? Na, wer weiß es?
Man fragt sich selbst angesicht der großen Übervorderung des Cateringpersonals, wie man dort bei einem ausverkauften Haus reagieren würde. Beim Länderspiel ging es aber sogar meiner Erinnerung nach. Aber neben der ernüchternden Leistung der Fortuna kann man nun leider wieder davon ausgehen, dass ein Großteil der Leute nicht wiederzusehen sein wird. Wie gut unterrichtete Greise mir zutrugen, wurde sogar mancherorts mit Scheidung in Bezug auf einen erneuten Spielbesuch gedroht. Da muss man dann vielleicht auch mal als Ehemann die Konsequenzen ziehen, wenn man offenkundig soo falsch gelgen hat. Also, die Wurst ist schon einmal raus und auch ein Wort der Woche hat sich mir beim Spiel nicht aufgedrängt - vielleicht Freistoß - aber die Woche ist ja aus Fortunen-Sicht noch nicht vorbei. Einen Eintrag ins Tagebuch des Scheiterns gibt es aber trotzdem, darum Vorhang auf:
Das Tagebuch des Scheiterns - Folge 2: Daniel Masuch
Der heutige Eintrag gebührt Daniel Masuch. "Wer ist das?", werden einige fragen. "Das ist der mittelmäßig begabte Keeper von RWE!", werde ich antworten - zumindest hypothetisch. Herr Masuch hat es dank zweier im Pokal gehaltener Elfmeter geschafft, die Neue Nummer 1 im Kasten der Essener zu werden. Aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten hat er diese Position aber wohl nicht erhalten, denn obwohl er ordentlich gespielt hat, gab es eine kleine Szene, die ihn am gestrigen Abend für dieses Tagebuch qualifiziert hat. Bei anderen Keepern hat er nämlich schon einmal gesehen, was man machen kann, wenn ein planloser, langer Ball des Gegners Richtung Auslinie trudelt, ein gegnerischer Stürmer dem Ball zwar hinterher läuft, ihn aber bei entsprechender Blockierung durch den Tor- oder Abwehrmann nicht mehr vor Überquerung der Auslinie erreichen wird. So grau ist die Theorie, füllen wir sie doch mal mit Namen. Nennen wir den Tormann Daniel M. - nein zu offensichtlich - lieber D. Masuch und den Stürmer Ahmet Zehbeh. So eine Aktion sieht super aus, wenn der Ball tatsächlich über die Linie kullert, sie wirkt aber etwas dämlich, wenn der Ball vorher liegen bleibt. Jetzt könnte man ihn trotz limitierter, fußballerischer Fähigkeiten davonschlagen oder aber man nimmt eine Pose ein, die man sonst nur von Kleinkindern kennt, wenn sie ganz dringend auf Toilette müssen und deshalb in die Hocke gehen. Dumm auch, wenn der Stürmer trotzdem den Ball erreicht, einen anschießt und eine vollkommen überflüssige Ecke entsteht. Danke, Daniel Masuch für dieses kleine Highlight in einem Spiel, das sonst sehr arm war an Höhepunkten!
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Jetzt habe ich euch wie immer ein bißchen auf die Folter gespannt mit meinem Berichtstitel. Und es ist Euch sicher schon aufgefallen, dass ich anstatt des normalen Namens unser aller geliebter Landeshauptstadt ständig von "Dummdorf" spreche. So enttäuscht von der Leistung gestern Abend? Aber nicht doch, ich bin Rückschläge gewohnt als Fortune! Es handelt sich vielmehr um eine Art kranker Hommage an den fabelhaften und einfach köstlichen Humor der Regionalliga-Fans dieser Republik und insbesondere der Essener. Denn immer, wenn über die Fortuna gesprochen wird, spricht man von den...na...Dummdorfern. Rrrrrrrichtig! Ist das zu fassen? Wahnsinnig! Wie die alle darauf gekommen sind? Mann, das ist so lustig, das musste ich einfach klauen. Das ich da nicht drauf gekommen bin! Dummdorfer. Wahnsinn. Das sind verrückte Hühner, die sollten alle zum Fernsehen gehen. Ehrlich! Dummdorfer! Jetzt muss ich die Hose wechseln vor Lachen. Genial, ja, echter Humor ist unbezahlbar!
Doch zurück zum ernst des Lebens, wie sind ja nicht zum Vergnügen hier, denn das war es auch schon wieder. Keine langen Gesichter, Leute, jetzt mal ehrlich, was gibt es schon groß über dieses Spiel zu berichten? Und am Samstag geht es ja schon in Wuppertal weiter! Ich bin froh, diesen Bericht hier eh in meiner spärlichen Freizeit untergebracht zu haben. Ich habe nämlich in zwei Wochen meine erste Magisterprüfung, es könnte also in nächster Zeit ein bißchen knappere Berichte als sonst geben. Doch ich bemühe mich redlich! Darum schaut auf jeden Fall am Wochenende herein, wenn ich live vom ersten Auswärtssieg in Wuppertal seit 300 Jahren berichte. So long! Euer Waldi Hartmann
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